Donnerstag, 31. Oktober 2013

Passend zu Halloween: Julie



„Opa, erzähl uns eine Geschichte!“, riefen Tobi und Lisa euphorisch, „Es ist Halloween und wir wollen uns gruseln.“
Opa Olaf jedoch war nicht so nach Gruseln zumute. Er hasste Halloween schon seit er ein kleiner Junge war. Doch seine beiden Enkel drängten ihn schon den ganzen Morgen, denn sie waren schrecklich aufgeregt. Heute Nacht war die Nacht der Nächte – Halloween! Die einzige Nacht im Jahr, in der viele Kinder sich in kleine Monster verwandelten und von Tür zu Tür wanderten, um sich kleine Leckereien zu ergaunern. Eigentlich war es ja Erpressung, denn Süßigkeiten wurden nur ausgeteilt, damit die Hausbesitzer nicht befürchten mussten, dass schreckliche Streiche mit ihnen gespielt wurden. Opa Olaf hatte den Grundgedanken von Halloween nie verstanden, denn Kinder waren doch die meiste Zeit kleine Monster, nur verkleiden taten sie sich nicht.
„Na gut, na gut“, sagte er, setzte sich auf das Sofa und starrte mit ausdrucksloser Miene auf das Bild, welches an der Wand hing. Es war ein wunderschönes Bild und Opa pflegte es mit besonderer Sorgfalt. Es war eine Acryllandschaft mit einem kleinen Bauernhäuschen und einem prächtigen bunten Garten. Die Sonne schien und tauchte alles in warme Farben, ganz anders als um diese Zeit im Oktober, wo es immer kälter wurde.
„Was seht ihr dort?“, fragte er nur mit den Augen auf das Bild deutend. Lisa und Tobi schauten: „Ein Bild.“ „Mehr ist es für euch nicht? Für euch, die doch an Hexen, Feen und Werwölfe glauben und doch nicht die Magie dieses Bildes erkennen?“, fragte Opa Olaf. Die Kinder schüttelten die Köpfe. „Es ist viel mehr als nur ein Bild und die Geschichte, die ich euch erzählen werde, wird euch nie wieder loslassen:
Ich hatte mal eine Schwester, das heißt eigentlich, vielleicht habe ich sie ja noch. Julie war ihr Name und sie war eindeutig meine Lieblingsschwester, denn ihr sonniges Gemüt war so ansteckend, dass ich niemals ein Gefühl der Trauer in ihrer Gegenwart gespürt habe. Sie malte dieses Bild als sie ungefähr vierzehn Jahre alt war. Ich weiß noch genau, wie sie stundenlang an dieser Arbeit saß und ich ihr dabei zusah, wie es immer mehr Gestalt annahm. Julie und ich holten jeden Tag die Milch von der Molkerei und auf dem Weg dahin vielen uns immer viele Albernheiten ein. Unser Weg führte an einem Haus vorbei, welches in dem schaurigsten Teil unseres Ortes lag. Die Fenster waren mit schwarzen Laken verhüllt und die Fassade bröckelte von der Hauswand. Es war ein ganz und gar ungepflegtes Haus und alle streunenden Katzen der Stadt schienen sich dort zu tummeln. In dem Haus wohnte eine alte Dame. Wie sie hieß weiß niemand mehr, denn alle nannten sie nur „die Hexe“ und sie machte ihrem Namen alle Ehre, denn sie hatte schreckliche Warzen im Gesicht und trug Kleider, die eher Lumpen glichen. Es war ein wirklich schauriger Ort und jedes Mal klopfte mein Herz wie wild, als wir dort vorbei marschierten.
Eines Tages machte ich jedoch einen schrecklichen Fehler. Als Julie und ich wieder an diesem Haus vorbeigingen, warf ich mit Steinen nach den Katzen (ich war halt ein kleiner Lausebengel). Als ich es in dem Haus poltern und die Tür des Hauses knarren hörte, bekam ich einen riesigen Schreck und rannte wie der Teufel. Julie folgte mir, ließ dabei jedoch die Milch fallen, sodass die Flasche in tausend Scherben zerbrach. Ein schrecklicher und ohrenbetäubender Schrei war zu hören. Hatte sie uns gesehen? Würden wir dafür Ärger bekommen? Unsere Herzen pochten wie wild und meine Knie schlotterten. Zuhause angekommen bekamen wir mächtig Schelte wegen der zerbrochenen Milchflasche und Julie sollte allein am nächsten Tag die Milch holen. Ich war verärgert, weil ich Julie nicht allein gehen lassen wollte, aber auch erleichtert, da ich nun nicht an diesem Haus vorbeigehen musste.
Nächsten Tag ging Julie also allein los und ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmte, als sie nach zwei Stunden noch immer nicht Zuhause war. Vater meinte, sie trödele nur rum und war keineswegs beunruhigt. Ich jedoch stand stundenlang am Fenster und wartete. Jede Sekunde, hoffte ich, sie würde endlich um die Ecke kommen und in unsere Straße einbiegen, lächelnd wie ich es gewohnt war. Leider wurde ich jedoch bitterlich enttäuscht. Gegen Abend machten sich meine Eltern dann doch Sorgen und ließen nach ihr suchen. Ich wusste genau, wo ich sie zu Finden glaubte, allerdings fand man in dem Haus der Hexe auch keine Spur von ihr. Sie war wie vom Erdboden verschluckt.
Noch viele Wochen lang stand ich am Fenster und wartete, hoffte, sie würde endlich wieder da sein, doch nichts geschah. Dann eines Morgens jedoch fand ich sie. Als ich in ihrem Zimmer war, um mir noch einmal das schöne Bild anzusehen, entdeckte ich, dass sich auf ihm etwas verändert hatte. Es war kein warmer Sommertag mehr, der auf diesem Bild dargestellt wurde, sondern ein kühler Wintermorgen. Alles war mit Schnee bedeckt und aus dem Schornstein des Hauses kam Rauch. Eigenartig, denn ich hatte nie bemerkt, dass Julie das Bild derartig verändert hatte oder gar ein neues Bild angefangen hatte. Ich schaute genauer hin und da sah ich sie! Hinter einem Fenster mit dem Ellenbogen auf das Fensterbrett gestützt und mich ansehend. Julie! Es war, als hätte sie sich selbst dort in das Bild hineingemalt, doch ich wusste, dass sie dies nicht getan hatte. Sie war es! Meine Schwester Julie, die dort in diesem Bild eingeschlossen war als Teil des Bildes. Mutter und Vater wollten es zuerst nicht glauben und Vaters Hand ballte sich schon zur Faust, doch an jedem Morgen, wo wir das Bild betrachteten, hatte es sich verändert. Mal saß Julie auf der Terrasse, mal sah man sie beim Blumenpflücken, doch nie sah man, wie sie sich bewegte. Sie war vollkommen starr und doch stand sie jeden Morgen auf einem anderen Fleck des Bildes.
Meine Mutter brach in Tränen aus, als sie erkannte, was ihrem Kind zugestoßen war, doch niemand vermochte ihr zu helfen. Sie war dort eingeschlossen auf ewig. Und so blieb es Tag um Tag, Jahr um Jahr. Wir wurden erwachsen und Julie wurde es auch. Sie wurde älter und älter. Wurde eine wunderschöne erwachsene Frau und wurde eine alte Dame. Ich schaute jeden Tag auf das Bild, manchmal redete ich auch mit ihr, in der Hoffnung, sie könne mich verstehen. Eines Tages jedoch fand ich sie nicht mehr auf dem Bild. Auch von der Hexe hatte ich seit dem Vorfall nichts mehr gehört, denn sie war ebenfalls verschwunden.“
„Wo ist sie jetzt? – Julie“, fragte Lisa mit großen Augen. „Ich weiß es nicht“, antwortete Opa Olaf, „Mir ist nur ihr Bild geblieben.“ Tobi und Lisa wussten nicht recht, ob Opa Olaf ihnen wirklich nur eine Geschichte erzählt hatte, vergessen konnten sie sie allerdings nie und jedes Mal, wenn sie wieder bei Oma und Opa zu Besuch waren, betrachteten sie stundenlang dieses Bild. „Was schaut ihr denn dort?“, fragte Papa sie eines Tages, „sucht ihr jemanden?“ Tobi und Lisa nickten ohne ihren Blick vom Bild abzuwenden und wie aus einem Munde antworteten sie: „Julie“.

Roman-Tagebuch-Eintrag 3: Meine Charaktere



Langsam nimmt alles mehr Gestalt an. Nach langem Kopfzerbrechen, welchen Handlungsstrang ich nun noch mit einflechte, habe ich nun endlich eine Idee, die meinen Hauptcharakter auf eine kleine Reise schicken wird. Es ist wahnsinnig anstrengend, aus einer riesigen Bandbreite an möglichen Handlungen einen auszuwählen, schließlich birgt jedes ein anderes Ende. 
Ab und zu flechte ich ein paar Ausschnitte aus der Vergangenheit ein, um einige Dinge zu erklären. Und mit jeder neuen Seite, die ich schreibe, bekommen meine Charaktere mehr Schärfe und sind nicht einfach nur agierende Namen. So ist mittlerweile Alex ein (nett-) verrückter, aufgeweckter Mensch, der sich Hals über Kopf immer in die falschen Personen verliebt, aber dessen niemals müde wird. David ist sehr bodenständig und gewissenhaft, aber keineswegs kalt sondern eher so, dass er seine Gefühle schwer zeigen kann. Er ähnelt sehr Austens Mr. Darcy, nur kann ich noch nicht genau sagen, ob sein Stolz genau so groß sein wird. Die beiden bilden als perfekte Gegenpole, die sich auch nicht besonders mögen, weil sie durch den dritten Charakter nie die Chance dazu hatte, Freunde zu werden.

Ich glaube, Alex wird in naher Zeit etwas in den Hintergrund rücken. Ich will nicht, dass er zu stark agiert und eher den Glauben erweckt, eine wichtigere Rolle zu spielen als David. Er ist der beste Freund, der Rat gibt und auf Dummheiten hinweist und keineswegs der, der Beziehungen zerstört, wozu er sicherlich nicht abgeneigt wäre.

David wird viel damit zu kämpfen haben, dass seine Verlobte nicht in die Familie hineinpasst, was er weiß, aber nicht wahrhaben will. Er hat eine genaue Vorstellung von einem perfekten Leben, was er meist erfolgreich umsetzt, nur stellt sich die Frage, ob seine Verlobte da auch mitspielt. Wir werden es sehen.
 
Fazit: 8.000 Worte (37 Buchseiten) machen zwar noch keinen Roman, ich bin aber trotzdem schon stolz darauf. Auch wenn es meist an der Motivation hapert und ich immer noch mit der Darstellung von Vater Victor zu kämpfen hab, die aber enorm ausschlaggebend sein wird.

Montag, 28. Oktober 2013

Ein kurzes Gedicht, dass Hoffnung machen soll: Ich bin da



Selbst wenn der Himmel auf den Kopf dir fällt,
ich bin die, die dich trotzdem hält.
Selbst wenn sich vor dir eine Schlucht auftut,
ich bin bei dir, also hab Mut.
Selbst wenn jemand alle Bäume abstutzt,
ich bin da und gebe dir Schutz.
Selbst wenn du im Meer versinkst,
ich pass auf, dass du nie ertrinkst.
Selbst wenn du denkst, dass niemand dich liebt,
ich bin die, die dir Hoffnung gibt.
Selbst wenn die Welt zertrümmert ist,
ich sorg dafür, dass du nicht vergisst:
ICH BIN DA!

Freitag, 25. Oktober 2013

Roman-Tagebuch-Eintrag 2: Das Gefühl der Macht



Ich bin mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem ich das Genre noch einmal ändern bzw. überdenken kann. Die Basis, also meine Grundidee oder Ausgangssituation, habe ich nun fertiggeschrieben und hätte nicht gedacht, dass ich noch einmal so eine riesige Möglichkeit hätte. Es fühlt sich wie Macht an (Hihi!^^) Ist das nicht genial, wenn man einfach so einen Schrank nach Narnia erscheinen lassen kann, ohne dass der Handlungsverlauf unglaubwürdig werden könnte. Ich könnte mich ebenso gut   daran machen, einen Krimi zu schreiben (wobei ich sagen muss, dass durch mein Krimi-Seminar erst diese Idee auftrat) als auch eine Liebesgeschichte oder ein Buch ganz im Stil von Jane Austen. Nur bezweifle ich, dass das Ausnutzen dieser Macht irgendeinen Nutzen für David hat, eine Hauptperson, die ich eigentlich nicht allzu schlecht wegkommen lassen will, weil er eigentlich eine aufrichtige Person ist, die eine glückliche Kindheit hatte und dem das Glück stets winkt. Doch es muss ein bahnbrechendes Ereignis in seinem stattfinden, damit die Geschichte an Spannung erlangt. Darum habe ich mich dafür entschieden, doch etwas komplexer zu werden. Ich habe eher das Gefühl, dass ich meine Charaktere vor Probleme stelle und dann selbst zuschaue, wie sie diese meistern. Anfangs dachte ich noch, dass die Vorstellung eines Puppenspielers dem Bild eines Schriftstellers gleichen würde, doch ein Autor bestimmt eigentlich nicht wirklich das Handeln seiner Personen, weiß nicht, was sie am Ende tun werden, wofür sie sich entscheiden. Er ist eher der Professor, der einen Käse in den Mäusekäfig wirft und schaut, was passiert und alle seine Ergebnisse notieren muss. Natürlich hat er eine Hypothese, was geschehen wird, doch muss diese keinesfalls eintreffen. Schade, denn das Bild eines Puppenspielers, welcher die Fäden in der Hand hält, gefällt mir persönlich besser als das eines neugierigen Professors.
 
Fazit: 11 Seiten, fast 6000 Wörter und ich bin an einem vielentscheidenden Punkt angelangt. Meine Spannung steigt, denn ich hab freie Wahl. Der arme David! Er tut mir jetzt schon leid!

Dienstag, 22. Oktober 2013

Roman-Tagebuch-Eintrag 1: Zu viele Fragen und zu wenig Zeit



Ich sitze jetzt schon drei Tage an dem Roman. Es geht nur schleppend voran, weil Arbeit und Studium mich immer wieder zu längeren Unterbrechungen zwingen, aber mittlerweile habe ich acht Seiten, über die ich mehr oder weniger zufrieden bin. Ich versuche mich stärker an Kings Ratschläge zu halten, wie etwa nicht alle Informationen einfach aufzuschreiben sondern Schlussfolgerungen zu erlauben, nicht zu viele Informationen zu geben und mich nicht zu lange an bestimmten Dingen aufzuhalten. Es ist gar nicht so leicht einen Roman zu schreiben, denn es dauert ewig, bis man erst einmal eine Idee für eine gute Geschichte hat (vor allem eine, von der der Markt nicht überflutet ist) und hat man dann das sogenannte Fossil gefunden, wie King es beschreibt, muss man nach und nach immer mehr Fläche vom Sand frei räumen, bis das Fossil freiliegt (Tada! Der Roman).
Ich habe mich für den Anfang für ein einfaches Modell entschieden, drei miteinander verknüpfte Hauptpersonen, ein Handlungsort. Es gibt natürlich schönere und komplexere Modelle, die viel anspruchsvoller sind, doch soll dieses erst einmal genügen, um nicht zu verwirren und den Fokus auf den handelnden Personen zu belassen.
Das Schwierige, sind neben der Motivation, sich auch, wenn man wenig Zeit hat oder keine Lust an das Schriftstück zusetzen, die Entscheidungen, die man beim Schreiben zu treffen hat: Soll Alex sich seinen Gefühlen hingeben? Liebt er sie oder sieht er sich nur als besten Freund, der nur das Beste für sie im Sinn hat? Und jede dieser Entscheidungen gibt der Geschichte einen anderen Verlauf, was auch bedeutet, dass, wenn man die „falschen“ Entscheidungen trifft, sich nachher am an einem Punkt befinden kann, wo man eigentlich niemals hinwollte, einem Problem gegenübersteht, welches  zu lösen man nicht mehr imstande ist.
Ich habe übrigens keine Ahnung, wie mein Roman endet, was eine schöne Art der Herangehensweise ist und den vorhergehenden Abschnitt erklärt. Ich habe meine drei Personen vor ein Problem gesetzt, welches sie nun quasi von selbst lösen werden. Das Schreiben bietet so viele Möglichkeiten, denn was heute noch vielleicht glücklich verlaufen würde, wenn ich ein bestimmtes Kapitel heute fertigstellen würde, kann morgen schon ganz anders ausgehen, meist je nachdem, wie man selbst gerade drauf ist, was sich übrigens durch Musik stark beeinflussen lässt. Will man eine gewisse Wirkung erreichen, eine gewisse grobe Handlung, wie zum Beispiel ein trauriges oder erfreuliches Ende, muss man sich nur dahingehend seine Musik aussuchen.
Fazit: Jetzt in dieser Situation (Studium und Nebenjob) ein solches Projekt anzufangen, ist definitiv ein schlechter Zeitpunkt, denn acht Seiten bis jetzt ist eine magere Ausbeute. Aber ich bleibe optimistisch =)