Wenn der Zug in den Bahnhof fährt, ist er schon lange da. Er
schaut den Aussteigenden zu, wie sie eilig über die Bahnsteige hetzen. Sie sind
so sehr mit sich selbst beschäftigt - immer versessen auf Pünktlichkeit - dass sie
ihn gar nicht beachten. Sie huschen an ihm vorbei, so dicht, dass sie fast über seine Fußraste stolpern. Doch er lehnt sich zurück und
genießt das bunte Treiben, denn hier ist er Mensch. Keinen kümmert der Krüppel
an dem Bahngleis, keiner würdigt ihn eines Blickes, doch er braucht ihre
Aufmerksamkeit nicht, ihre mitleidigen Augen, die den Mund verschlossen halten,
denn sie können nur Eine das geben: Mitleid. Doch hier ist er einer von ihnen,
einfach nur ein Punkt in der Menge.
Und er hat es nicht eilig, denn er kann eh nirgendwo
hingehen. Doch diese morgendliche Stille, die sich mit dem Gefühl von Hektik in
ihm mischt, ist eine willkommene Abwechslung. Denn sie reißt ihn im Innern mit wie einen
Strom, der sich seinen Weg bahnt, aber den Felsen im Flussbett nicht
mitzureißen vermag. Dann fühlt er sich stark. Dann fühlt er sich lebendig.
(Dem Mann gewidmet, der mich zu diesem Text inspiriert hat.)
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