Schon Paul Watzlawick stellt mit seinen Axiomen die These
auf, dass man nicht nicht kommunizieren kann, denn wo zwei Menschen sich
zusammenfinden, dort herrscht Kommunikation, selbst wenn es nur im Zeigen von
Verhaltensweisen und nicht im Austausch von Worten deutlich wird. Also macht
erst die komplette Isolation die Kommunikation unnötig. In allen anderen Fällen
ist Kommunikation in unserem Alltag elementar, denn sie ist das Werkzeug, um
uns mit unserer Umgebung auseinanderzusetzen. So erfinden wir Bezeichnungen für
Gegenstände und Zustände, um uns auf dieser Basis mit anderen Personen darüber
zu verständigen. Ohne diese gemeinsame Grundlage verläuft Kommunikation auf
jeden Fall gestört.
Kommunikation befindet sich generell in einem stetigen
Wandel. Heutzutage ist sie vor allem durch neue Wege und Mittel zur
Kommunikationsausübung, sowie einem generellen Wandel in der Gesellschaft
geprägt. Wir sind die digitale Generation, aufgewachsen mit Handys, Gameboys
und Computern. Und es vermittelt uns ein gutes Gefühl, denn auch wenn wir
unseren Nachbarn nach zwei Jahren immer noch nicht kennen, so ist es doch ein
überlegenes Gefühl gegenüber unseren Eltern, so mobil zu sein, so erreichbar
und gleichzeitig doch gar nichts zu erreichen.
Wir sind offene Bücher, die ihre täglichen Erlebnisse gut
sichtbar für alle in Tagebuchform auf Facebook und Co. veröffentlichen, weil
wir in dieser schnelllebigen Gesellschaft einfach keine Zeit und Lust mehr
haben, uns zu wiederholen, wenn wir unseren Freunden von unserem Tag erzählen.
Mutti kann doch alles auf Facebook nachlesen, da gibt es sogar ein Video, damit
sie das Gefühl haben kann, live an meinem Leben teilzuhaben. So ist es doch
auch viel bequemer.
Und es war doch noch nie so einfach einen Partner zu finden
wie heute. Ich zappe einfach durch die Profile der anderen, lese mir ihre
Hobbys, Ängste und Träume durch und weiß gleich, ob diese Person der Traummann
fürs Leben ist oder nicht. Auch wenn ich jemand Interessantes auf einer
Veranstaltung treffe, so ist es doch ein Leichtes seinen Namen herauszufinden.
Und sein Profil macht ein erstes Date doch unnötig, denn was muss ich denn noch
über ihn wissen?
Ist man heutzutage nicht eher geübt darin, Freunden
vorzuspielen, dass man von dem, was sie erzählen, zum ersten Mal hört? Bin ich
nicht eher damit beschäftigt, zu interpretieren, was der Smiley in einer
Nachricht bedeutet, anstatt in einem Gesicht zu lesen? Ist nicht auch die
digitale Welt ein unwillkommener Ort für Sarkasmus und Zynismus, den niemand
mehr ohne einen Smiley versteht? Kann ich sagen, dass mich jemand, mit dem ich
seit zwei Jahren schreibe, der aber noch nie mein Gesicht gesehen oder mein
Lachen gehört hat, mich wirklich kennt?
Wir passen uns also der Schnelllebigkeit von Technik und
Gesellschaft an und erhalten dafür zum Dank die genaue Anzahl unserer Freunde,
von denen wir mit der Hälfte von ihnen noch nie geredet haben und nur zu etwa
achtzig Prozent vielleicht eine dauerhafte Freundschaft führen. Wir können also
durch diese Liste bekannter Unbekannter scrollen und uns ihrer Vielzahl
erfreuen. Gleichzeitig können wir auch unsere Freundschaft schnell und per
Knopfdruck wieder lösen, wenn uns die Meinung dieses Freundes nicht passt ohne
auch nur seine Beweggründe genauer zu kennen. Diskussionen werden öffentlich an
der Pinnwand diskutiert. So kann zwar jeder ausreden, aber trotzdem hat man
keine Lust, sich die 56 neuen Kommentare durchzulesen. Aber immerhin: Dadurch,
dass wir die Möglichkeit haben, uns über SMS, Messenger und Co. zu unterhalten,
können wir uns auch genau überlegen, was wir sagen wollen und ob das, was wir
sagen wollen, auch richtig ankommt. Nun haben wir alle Zeit der Welt und werden
nicht durch unseren Gegenüber eingeschüchtert, schließlich könnten wir ja auch
heute viel zu beschäftigt sein, um zu antworten. Es wird auch alles gut
nachverfolgbar dokumentiert, damit wir es immer wieder nachlesen und
analysieren können.
Kommunizieren wir also noch richtig heutzutage? Unsere
Möglichkeiten sind schließlich gestiegen, genauso wie die Anzahl unserer
Freunde, aber ist das wirklich ein Indikator für die richtige Art und Weise zu
kommunizieren? Vielleicht erzwingen ja die heutigen Möglichkeiten, dass wir
unser Verständnis von Freundschaft und Kommunikation überdenken und uns diesen
Gegebenheiten anpassen.